Montag, 21. Februar 2011

Unter Tölpeln


Wenn die Oldtimer abgefahren sind, versinkt Napier wieder im Dornröschen-Schlaf. Viel Wein und Obst werden hier an der Hawke’s Bay angebaut, das war’s dann schon mit den Attraktionen. Wären da nicht die Gannets. Großartige Seeflieger, mit einem ausnehmend schönen Federkleid und einer Augenparty wie mit Kajal nachgezogen. Die Deutschen haben diesem eigentlich sehr eleganten Vogel den merkwürdigen Namen Basstölpel gegeben.
Draußen am Cape Kidnappers (Entführer-Kap), das seinen Namen bekam, weil Maori dort das Schiff des britischen Entdeckers Cook überfielen und den tahitianischen Schiffsjungen entführten, lebt eine der größten Gannet-Kolonien Neuseelands. Und wir haben ja schon gemerkt, wenn Kiwis den Tourismus organisieren, wird daraus ein professioneller Spaß. Wir fahren also zum Startpunkt und dort warten drei Traktoren mit Anhängern auf die Touristen. Damit rumpeln wir bei einsetzender Ebbe die neun Kilometer am Strand unterhalb der Steilklippen entlang bis zum eigentlichen Klippenweg zu den Tölpeln. 


Immer wieder unterbrochen von kleinen Stopps mit Hinweisen zur Erdgeschichte (hier eine Gesteinsschichtung, da eine Erdbebenverwerfung). 


Hin und wieder müssen die Fahrer ein paar neu heruntergepolterte Felsen mit Pickeln zerkleinern, um den Weg freizumachen, oder die Fahrgäste mit kleinen Ausflügen ins Wasser auflockern. Kurz vor dem Kap geht es dann zu Fuß weiter. Nicht weit aber steil bergauf. 


Hätten wir das vorher gewusst, hätten die wir die Babykraxe mitgenommen. So muss Papa die lauffaule Tochter schultern. Oben auf den Klippen wartet dafür eine riesige Vogelkolonie auf die Besucher. Und die Tiere lassen die Menschen praktisch auf Armlänge heran. 


Das ist das Gute an den Gannets, sie leben ortsfest und kehren immer wieder zu ihrem Brutfelsen zurück. Sie wissen also aus jahrelanger Erfahrung, dass wir ihnen nichts tun. Der Anblick ist atemberaubend, nicht nur wegen des Geruchs nach Vogelkacke. Die Tiere sitzen auf der Klippe, stürzen sich zum Fischen steil in die Tiefe oder landen in langen schnellen Anflügen elegant zwischen ihren Artgenossen. Die Jungen werden hingebungsvoll geputzt und die Vogelpartner umarmen sich mit ihren Flügeln regelrecht zur Begrüßung. Irgendwie sehr menschlich.

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