Freitag, 4. Februar 2011

Goldrausch, Höhenrausch, rauschende Fluten

Vorgestern Abfahrt bei Nieselregen aus Greymouth. Da wir eine längere Strecke vor uns hatten, bogen wir gleich hinter der Stadt ab zum Spaßprogramm für die Kinder. Shantytown ist eine aus 150 Jahre alten Originalhäusern aufgebaute Goldgräberstadt als Freizeitpark mit Dampflok, Chinatown und Goldwäscher-Camp. Min-Oh hat gleich das Goldfieber gepackt und sich mit Goldwaschpfanne ans Werk gemacht. Und siehe da, ein paar mikroskopische Goldkrümel waren tatsächlich im „Waschwasser“. Sein erstes selbstgefundenes Gold, war er da stolz!


Dann ging es weiter nach Franz Josef, dem kleinen Touristenort am Fuß des Franz Josef-Gletschers. Kurioser Name für einen Ort in Neuseeland. Schuld ist der deutsche Forschungsreisende Julius von Haast, der den Gletscher 1865 zu Ehren des österreichischen Kaiser so nannte und damit einem österreichischen Kollegen einen Gruß schickte. Dafür wurde ein Pass nach Haast benannt. Gleich abends haben wir uns nach der Wettervorhersage erkundigt – aber nicht wegen der Weiterfahrt. Wir wollen fliegen! Mit dem Heli auf den Gletscher.

Gestern morgen dann ein Götterblick auf den Berg. Bestes Flugwetter. Bei 180 Regentagen in Franz Josef ist das dennoch eine 50:50 Chance. Trotzdem mussten wir noch ein wenig bibbern, weil am Vormittag Wolken aufkamen. Das störte die Piloten aber nicht. In Franz Josef fliegen sie bis zu 20 mal am Tag auf den Berg und kennen die Bedingungen genau. Also rein in den Heli und ab in die Höhe. Ein grandioser Blick auf Berge, Wasserfälle und den gewaltigen Gletscher, der sich mit fünf Metern pro Tag ins Tal schiebt. Wir landeten auf ungefähr 2300 Metern Höhe und durften Gletscherluft schnuppern. Erstaunlich warm da oben, nur der Schnee unter den Füssen war kalt. Zwischendurch fingerte unser Pilot Aaron an einer Klappe hinten am Hubschrauber herum. Warum merkten wir gleich beim Einsteigen. Er macht nicht nur mit einer Miniknipse Fotos der Passagiere vor Hubschrauber, er hat sogar einen Foto-Drucker und Souvenir-Klappkarten an Bord. 


Auf der Weiterfahrt nahmen wir wieder mal eine Anhalterin mit. Lucia aus Norditalien, seit zwei Monaten im Land und wie wir auf der Flucht vor dem Winter. Für sie eine Premiere: Bisher wurde sie nur von Kiwis mitgenommen. „Campervans halten nie.“ Dafür hatte sie es mit einem Anhalter-freundlichen Vertreter für Schwermaschinen schon in eine Kohlebergwerk und ein Holzfällercamp geschafft. Leider haben wir wieder versäumt, ein Foto von unserem Tramper zu machen.

Bei strömendem Regen Übernachtung in Haast. Endlich habe ich einen Spitznamen für unser Auto mit dem Kennzeichen ESW983: „Er schluckt Wasser“. Am Wandbezug sind fünf fingerdicke Wasserspuren und unter dem Esstisch eine kleine Pfütze. Wieder mal hilft Gaffer-Tape vorübergehend.
Achim

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