Donnerstag, 20. Januar 2011

Ein Tag für große und kleine Kinder


Der Norden der Coromandel-Halbinsel gilt ein bisschen als Hippie-Ecke. Man merkt das schon im gleichnamigen Ort, die Häuser und Ladenschilder ein bisschen verspielter, mehr Kunsthandwerk in den Schaufenstern. Man könnte natürlich auch sagen, ein Ort für Spinner. Nehmen wir Barry Brickell und seine Schmalspurbahn, die Driving Creek Railway: Ein Töpfer, der sich in den 70ern für ein Spottgeld einen halben Berg mit Tonvorkommen kaufte. Weil er das Rohmaterial für sein Kunsthandwerk aber irgendwie aus dem Urwald ins Tal bringen musste, legte er einfach Schienen den Berg hinauf, in Spiralen, durch Tunnel und manchmal im Zickzack (der Zug fährt dann nach einer Weiche rückwärts die nächste Steigung hinauf und wechselt an der übernächsten Weiche wieder die Fahrtrichtung. Auf so was muss man erstmal kommen.)





Als Barry’s Bankberater ihn um 1990 erinnerte, dass er seinen Kredit irgendwann abzahlen müsse, nahm der Töpfer kurzerhand den Passagierverkehr auf und ab da wuchs ein versponnenes Sightseeing-Kunstprojekt um die Bahn heran mit vielen Tonfiguren und Kiwi-Scherzen im Wald. Endpunkt oben am Berg ist der „Eyefull-Tower“ aus Holz, spricht sich natürlich aus wie die Attraktion in Paris.

Der Eyefull-Tower
2001 war der Kredit abgezahlt, doch Barry’s ursprünglicher Plan den Besucherverkehr aufzugeben, ließ sich nicht aufrechterhalten. Die Firma hatte mittlerweile 10 Mitarbeiter und Tickets fürs nächste Jahr waren auch schon verkauft. Inzwischen ist die „Driving Creek Railway“ auch noch ein Umweltschutz-Projekt, die Gewinne gehen in die Wiederaufforstung des Waldes mit einheimischen Bäumen wie Kauris, die als Jungbäume die Form von Tannen mit Blättern haben.

Anderes Beispiel für nette Spinnereien: Die Waiau Waterworks. Versteckt im Wald stehen allerlei Wasserspiele, die aus Schrott und Alltagsgegenständen gebaut sind und teils von den Besuchern mit Muskelkraft betrieben werden müssen.

Für Kinder bis zum Alter von 84!
Und lehrreich ist es auch noch, man erfährt rund ums Thema Wasser zum Beispiel, dass die armen Leute früher meist ihr jährliches Bad im Mai hatten, weshalb häufig im Juni geheiratet wurde, wenn man noch einigermaßen frisch unter den Achseln war. Wenn nicht, bekam die Braut eben Blumen in die Hand, um freier Atmen zu können. Aha.

Letztes Jahr wurde der Wasserpark zum besten Themenpark Neuseelands gewählt. Das unterschreiben wir ohne weiteres.



Ein Spaß für Kinder jeden Alters und ein beliebter Job für Deutsche auf Work-and-Travel-Trip in NZ. An der Kasse stehen eine junge Frau aus Greifswald und ein junger Mann aus Oranienburg.

Überhaupt ist Kiwi-Land für junge Leute aus aller Welt zur Zeit ein Land der Möglichkeiten. Während junge Neuseeländer wegen des höheren Verdienstes eher nach Australien wechseln, trifft man in Auckland Schuhverkäufer aus Russland, städtische Touristenführer aus Finnland und Brasilien, selbst in Provinzorten findet man Verkäuferinnen aus Polen.
Wie heute Mittag im Mussel Kitchen bei Coromandel, einem Lokal spezialisiert auf Greenlip-Muscheln, eine ziemlich große Miesmuschel-Art. 



Der Kellner spricht Englisch mit mächtigem Akzent.

„Are you Italian? (Sind Sie Italiener?)“
„I am verry, verry Italian. (Isch bin sehrr sehrr Italiener)“

Giovanni aus Ancona hat für einen örtlichen Muschel-Farmer das Lokal vor fünf Monaten aufgebaut und findet Neuseeland super.  

„Wo sonst hat man so eine Lebensqualität?“

Das ist Giovanni
Und so gute und riesige Muscheln.
Wir sind so begeistert, dass wir uns nach der gemischten Muschel-Platte für Zwei (frittiert, süß-sauer, in Weißwein-Soße, mit Tomate-Käse überbacken, mit Ingwer-Essig-Soja-Soße mariniert, Muschelpaste) noch eine Portion gegrillte Muscheln mit Knoblauch-Butter bestellen.



Nach der Muschelschlacht

Übrigens: Hier trinken wir auch den ersten guten Kaffee. Kein Wunder, ist er doch von Maestro Giovanni selbst gebraut.

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