Samstag, 29. Januar 2011

Camping-Regeln



Neuseeländer lieben Campen. Vielleicht liegt das an der noch jungen Geschichte des Landes. Immerhin haben die ersten weißen Siedler ja alle mal auf die harte Tour mit einem zerschlissenen Zelt angefangen, und das liegt in vielen Familien höchstens 200 Jahre zurück. Man könnte vermuten, die Jungs haben es einfach noch im Blut. Für die meisten Neuseeländer bedeutet Urlaub daher: Pack die Sippschaft ein, Auto vollladen und ab zum nächsten oder schönsten Holiday Park (auf deutsch Campingplatz). Das heißt aber jetzt nicht, dass der durchschnittliche Neuseeländer auf etwas verzichten möchte. Auf den Anhänger passen auch mal ein Kühlschrank (oder zwei), Faltregale für die Wäsche und und und. 


Manche Camper-Parzellen sind bis auf den letzten Zentimeter zugestellt mit Zelten, Vorzelten, Anhängern, Autos, Camping-Mobiliar.

Übrigens ist Campen Männersache: Endlich können die Jungs mal tun, was sie sonst nie machen. Abspülen zum Beispiel (dafür darf Mutti auch gern das Grillen am Monster-Gasofen übernehmen). Mit Hingabe treffen sich ganze Männerrunden zum morgend- und abendlichen Schrubb-Ritual, tauschen sich über Wetter, Frauen, Rugby, Fischen aus, gern auch mit Bier in der Hand. Oder an der Fisch-Säuberungsstation mancher Campingplätze. Da werden gern Angeltipps und Heldentaten erzählt. Dafür kann man als interessierter Zuschauer auch mal frischestes weil noch körperwarmes Thunfisch- oder Snapper-Sashimi abstauben.

Und Mann zeigt, was er hat. Kiwis lieben ihre Boote. Die werden stolz vor den Zelten geparkt, selten hat eines nicht mindestens zwei Angelhalter montiert.


Wir haben schon kleinere Boote mit sieben Angeln gesehen. Die Kinder haben dafür ein ganzes Arsenal an Freizeitgeräten dabei: Boogie Boards, Skimboards, Riesenschwimmreifen, Sea-Kajaks, Scooter (Trettroller), Fahrräder. Wer Kiwi-Camper am Ferienende einpacken sieht, kommt eher auf die Idee, hier findet ein mittlerer Umzug statt.

Das Gute am Campen: 
Man kommt leicht in Kontakt mit den wirklich sehr umgänglichen Kiwis. Min-Oh hat auch gleich mit zwei Brocken Englisch einen neuen Freund gefunden: Caleb, mit dem und dessen zwei Rollern er den Campingplatz in Tahuna Beach unsicher gemacht hat. Heute in Pohara an der Golden Bay haben wir ihn uns seine Mutter Julie zufällig wieder getroffen und der Abend war für die Jungs gerettet.
Die Golden Bay macht übrigens ihrem Namen nicht ganz die Ehre: ein sehr flacher, aber zum Liegen zu schlammiger Gezeitenstrand.

Sieht romantischer aus als es ist
Dafür haben wir einen tollen Garten aus überwucherten Kalkstein-Felsen entdeckt


und die Pupu Quellen, die saubersten Felsquellen Neuseelands angeguckt. Wasser so klar und einladend, dass man am liebsten sofort in den nur 11 Grad warme See steigen möchte. 

Darf man aber nicht, zum Schutz vor der eingeschleppten Didymo-Alge, hierzulande auch „Rock-Snot“ genannt (auf Deutsch „Fels-Rotz“). Klingt eklig, sieht auch so aus.

Umso appetitlicher war dafür das Essen im ziemlich hippie-beeinflussten Nachbarort Takaka. Im wirklich sehr bunt eingerichteten Wholemeal Café ist alles bio. Auch sonst ist der Ort sehr bunt und alternativ ausgerichtet.


Das Eisangebot in Takaka ist auch ganz besonders: Orgasmic Organic. Wer kann da schon nein sagen?


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